Author Archives: rita

Goldene Ringe ’33

Jugend, Mondnacht, stiller Fluss ein ‚Du‘, ein ‚Wir‘, ein erster Kuss, ein Ja – Wort und ein Treuepfand; sie steckten sich an ihre Hand einen goldenen Ring. Kinder, Familie, kurzes Glück, ein Krieg, kein Sieg, kein Weg zurück. Verwundung, Tod im fremden Land; es nahm sich eine fremde Hand ihren goldenen Ring. Trümmer, Trauer, starke…

Weiterlesen

Ins Herz getreten

Druckempfindlich noch immer die Stelle im Herz meine Zuneigung arglos nie mehr. Bitter das Kondensat verdunsteter Illusionen deine Freundschaft kein Geschenk. Als die Kosten den Nutzen überstiegen, hast du mich abgestoßen…

Weiterlesen

Verführung

Das Holz, fachkundig aufgeschichtet, lodert verheißungsvoll, von Zeit zu Zeit mit einem Ast ein wenig ausgerichtet – und sie in einem kurzen, engen Kleid. Ein weißer Schleier deckt die Kohlen wie Granate, darüber auf dem Rost schwingt duftend allerlei, das frische Brot dazu, einladend knackig die Salate – und sie heut‘ Abend schulterfrei. Die raffinierte…

Weiterlesen

Geschminkt

Wie schön sie wieder daherkommen die Erwartungen, mit Lidschatten blau die Augen betont, und die Ankündigungen korallenrot den vollen Mund; stilvoll gekleidet in modische Phrasen die Tatsachen, Make up überdeckt reale Blässen, und die betagten Lügen, geliftet und aufgespritzt! In der Politik legt selbst der Tod gerne etwas Rouge auf…

Weiterlesen

Ostermorgen

Aus dem modrigen Dunkel heraus hissen an spitzen Stängeln Narzissen die Siegesbanner,   Flammensignal für die Verschütteten, Erschütterten, aus dem Gefieder die Tränen zu schütteln und aufzusteigen,   schillernde Wegweiser, den Klangkugeln der turmhohen Geläute voraus, hinauf ins Blau über deinem Grab…

Weiterlesen

Skandalöser Lenz

Die Tüllfetzen ihm zu entreißen hat der Wind den Himmel gepackt, eine Krötenkommune frönt freier Liebe voll Lust; da räkeln sich schlüpfrige Schnecken im Moosbett – nackt und auf schwarzem Satin entblößt die Mondin prall ihre Brust…

Weiterlesen

Freundschaft

Wenn du sie fütterst, streicht sie dir erwartungsvoll um die Beine, rollt sich zusammen auf deinem Schoß und schnurrt, wenn du sie liebkost. Plötzlich fährt sie die Krallen aus, nimmt dich beim Wort, die Freundschaft…

Weiterlesen

Das Schlussgedicht

Hier habe ich meine Schmierzettel sozusagen abgetippt. Denn ich schreibe – besser gesagt: ich kritzele – am liebsten mit Bleistift auf ‚Makulatur‘. Ausgangspunkt, Samenkorn sozusagen, war bei diesem Text die Erfahrung, dass verschiedene Bekannte, denen ich meine Gedichte gezeigt hatte, bei dem einen oder anderen Text feuchte Augen bekamen. Und ich gebe es offen zu,…

Weiterlesen
Featured

Werkstatt

Manchmal werde ich gefragt: “Wie schreibt man eigentlich ein Gedicht?“ Die Frage ist nicht einfach und nicht erschöpfend zu beantworten. Vor allem ist es von Autor zu Autor und – jedenfalls bei mir – auch von Text zu Text ganz verschieden.   Etwas fällt ein in meine Gedanken, wie ein Stein in ein Gewässer, schreibt auf…

Weiterlesen